Zeitalter des Wasserstoffs? Neue Studie zu internationalen Strategien

Das Thema Wasserstoff erhält weltweit zunehmend politische Priorität. Bereits 20 Staaten haben eigene Wasserstoffstrategien veröffentlicht oder planen, sie in den kommenden Monaten abzuschließen. Mehr als 30 weitere Länder unterstützen Pilot- und Demonstrationsprojekte oder diskutieren ausgewählte politische Schritte zur Wasserstoffnutzung. Der Weltenergierat Deutschland hat nun die Studie „International Hydrogen Strategies“ veröffentlicht. Die Analyse vergleicht die Wasserstoffstrategien von 16 Staaten sowie die der Europäischen Union (EU).

Internationale Wasserstoffstrategien Titelblatt Studie

Quelle: Studie „International Hydrogen Strategies“
Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH (LBST)
World Energy Council – Germany (WEC)

Es geht voran in Sachen Wasserstoff. Nach langem Ringen und etlichen Verzögerungen hat die Bundesregierung im Frühsommer die Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. Wenig später legte die EU-Kommission nach. Auch anderswo ist die Politik nicht untätig geblieben. Die Weltenergieratsstudie zeigt jedoch, dass sich der Großteil der untersuchten Initiativen noch stark auf eine Formulierung von Zielen und weniger auf konkrete Pläne für deren Umsetzung beschränkt.

Nationale Wasserstoffstrategien im Vergleich: Viele Länder sehen Chancen

Die nationalen Wasserstoffstrategien unterscheiden sich demnach hinsichtlich ihrer Schwerpunkte, Maßnahmen sowie im Ambitionsniveau. Die Motivation für eine eigene Wasserstoffstrategie sei häufig jedoch ähnlich. Im Fokus, so der Weltenergierat Deutschland, stehen sowohl die Reduktion der nationalen Treibhausgasemissionen, die verstärkte Integration erneuerbarer Energien als auch eine Diversifizierung von Energiequellen. Viele Länder betonen zudem die Chancen für wirtschaftliches Wachstum, etwa durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, technologische Entwicklungen und zusätzliche Einnahmen durch Wasserstoff- und Technologieexporte. Große Industrienationen erhoffen sich vom Aufbau einer inländischen Wasserstoffwirtschaft eine Technologieführerschaft im globalen Wettbewerb.

Weltenergierat Deutschland: Planungssichere Instrumente benötigt

„Die derzeit beschriebenen Maßnahmen werden in vielen Fällen noch nicht ausreichen, das geplante Wachstum anzustoßen“ so Carsten Rolle, Geschäftsführer Weltenergierat Deutschland. „Um klimafreundlichen Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen, braucht es planungssichere Instrumente, die vor allem die Betriebskosten verlässlich absenken.“ Auf internationaler Ebene sei zudem zügig ein globales Zertifizierungssystem für grünen beziehungsweise treibhausgasarmen Wasserstoff notwendig.

Internationale Wasserstoffstrategien Weltkarte

Quelle: Studie „International Hydrogen Strategies“
Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH (LBST)
World Energy Council – Germany (WEC)

Globaler Wasserstoffbedarf von 270 Millionen Tonnen im Jahr 2050

Den globalen Wasserstoffbedarf für das Jahr 2050 schätzt die Studie auf bis zu 9.000 TWh – oder 270 Millionen Tonnen – jährlich. Das entspräche in etwa der Hälfte der Primärenergie, die die EU28 derzeit insgesamt im Jahr verbraucht. Staaten mit hohem Energieverbrauch, wie Deutschland, Japan und Südkorea, werden ihren Bedarf voraussichtlich zum Großteil durch Importe decken.

Hierfür ist der Aufbau von Transportinfrastrukturen unabdingbar. „Wasserstoff bietet große Chancen für Kooperationen und Handelsbeziehungen entlang neuer Wertschöpfungsketten. Denn die hohen erforderlichen Investitionen werden in den Exportländern nicht von allein getätigt, sondern nur in internationalen Partnerschaften realisiert werden“, erklärt Rolle weiter.

Wasserstoffstrategien: E-Fuels verdienen mehr Beachtung

Die Studie geht in einem Kapitel auch auf E-Fuels als Folgeprodukte von grünem Wasserstoff ein. Darin wird deutlich, dass diese Kraftstoffe im Rahmen der betrachteten Strategien bislang noch eine begrenzte Rolle spielen. Berücksichtigung finden sie vor allem in den neueren und ambitionierteren Initiativen. Die Rolle von E-Fuels verdiene eine detailliertere Diskussion im Rahmen der Weiterentwicklung der nationalen Strategien.

Durch ihre Vorteile bei der Transportier- und Speicherbarkeit geraten E-Fuels zunehmend in den Fokus der Betrachtung. Dies wird deutlich beim Lesen neuester Wasserstoffstrategien, die in der Studie des Weltenergierats aufgrund ihrer Aktualität noch nicht untersucht werden konnten. So sind flüssige Wasserstoff-Folgeprodukte wie Methanol und synthetische Brennstoffe in der Wasserstoffstrategie von Chile beispielsweise bereits ausdrücklich adressiert.

Autoren der Studie

Die Studie qurde im Auftrag des Weltenergierats-Deutschland von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH und mit der Unterstützung von 21 Mitgliedsunternehmen und Partnern erstellt.

Direkt zur Studie „International Hydrogen Strategies“

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