Machbarkeitsstudie „HySupply“ untersucht Rahmenbedingungen einer Wasserstoffbrücke zwischen Australien und Deutschland

In Australien bieten sich gute Bedingungen für die Erzeugung von grünem Wasserstoff. Deshalb untersuchen Fachleute aus Deutschland und Australien im Rahmen der Machbarkeitsstudie HySupply, ob und wie eine interkontinentale Wasserstofflieferkette realisierbar ist. Ziel ist es u.a. Geschäftsmodelle zu  identifizieren, um den Weg für eine langfristige Wasserstoffpartnerschaft zwischen den beiden Ländern zu ebnen.

HySupply - Windfarm in Australien

Australien ist ein Land mit einer sehr hohen Sonneneinstrahlung, teilweise auch sehr guten Windbedingungen und mit sehr großen Flächen ohne Nutzungsrestriktionen im Inland sowie in den Küstenregionen. Laut einer Untersuchung im Auftrag der ARENA zählt Australien damit im Vergleich mit potenziellen Handelspartnern und Produktionsländern zu einem der günstigsten Standorte für die Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windenergie. Mit diesem Pfund zählt Australien zu den Regionen, die in einer künftigen globalen Wasserstoffwirtschaft eine bedeutende Rolle als Produzent und Exporteur spielen dürften. Deutschland wiederum gilt als ein führender Standort für die Technologien rund um das Thema Wasserstoff und benötigt gleichzeitig für die Transformation zur Klimaneutralität bis 2045 große Mengen nachhaltig erzeugten Wasserstoffs. Das inländische EE-Potenzial reicht dafür absehbar nicht aus.

Standortvorteil für Australien: viel Sonne, viel Wind, viel Fläche

Das ist der Ausgangspunkt des Ende 2020 gestarteten Kooperationsprojekts „HySupply“. Fachleute aus Deutschland und Australien untersuchen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, ob und wie eine interkontinentale Wasserstofflieferkette realisierbar ist. Dazu sollen „echte Geschäftsmodelle“ identifiziert werden, um den Weg für eine langfristige Wasserstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Australien zu ebnen, heißt es auf der Website des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Im Projektverlauf sollen regulatorische, ökonomische und technische Hemmnisse identifiziert und bewertet werden, die für die Entwicklung einer „Wasserstoff-Brücke“ zwischen Australien und Deutschland überwunden werden müssen. Der BDI und die Acatech Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) koordinieren auf deutscher Seite das Projekt. Für Australien ist die University of New South Wales das Projekt federführend. Finanziert wird das auf zwei Jahre ausgelegte Projekt auf deutscher Seite durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit über 1,7 Millionen Euro. Die Erkenntnisse aus der Studie sollen zudem den Grundstein für die Entwicklung eines globalen Wasserstoffmarkts legen.

Herstellungskosten für Wasserstoff können deutlich sinken

Erste Einschätzungen der deutschen Projektgruppe haben BDI und acatech in einem Arbeitspapier zusammengefasst. Danach kann Australien aufgrund seiner günstigen natürlichen Bedingungen, der Erfahrung im Export von Energieträgern und den umfangreichen Investitionen ein Vielfaches seines eigenen Energiebedarfs an Wasserstoff erzeugen und exportieren. Die vorläufigen Kosten für die Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff in Australien liegen je nach Standort derzeit zwischen 2-6 Euro pro Kilogramm. Die Kosten könnten potenziell auf 1,3 €/kg gesenkt werden, wenn sowohl die Investitionskosten für Elektrolyseure sinken, Strom günstiger und das Investitionsrisiko minimiert werde.

Deutsch-australische Wertschöpfungskette Wasserstoff

HySupply - deutsch-australische Wasserstoff-Wertschöpfungskette

„Mit Wasserstoff können wir die Energie der australischen Sonne in Tanker packen und nach Deutschland holen. Jetzt wollen wir untersuchen, wie das im großen Stil und über lange Distanzen machbar ist.“

Prof. Dr. Robert Schlögl

Direktor, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft

Missing Link ist der interkontinentale Transport

Eine Herausforderung für den Export von Wasserstoff und wasserstoffbasierten Energieträgern besteht im Transport. Die Entfernung zwischen Australien und Deutschland ist beträchtlich, insbesondere im Vergleich zu anderen potenziellen Exporteuren von erneuerbarem Wasserstoff. Der Schiffstransport über den Seeweg ist alternativlos. Als Transportoptionen kommen flüssiger Wasserstoff (LH2), flüssige organische Wasserstoffträger (LOHC), Ammoniak (NH3) und Methanol (MeOH) infrage. Bei der Bewertung sind alle für Umwandlung, Lagerung, Transport und Rückumwandlung relevanten Aspekte zu berücksichtigen.

„Unter der Prämisse einer Realisierung bis 2030 bringt jede Option unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich, doch haben alle gemeinsam, dass der Transport wahrscheinlich nur ein kleiner Kostenfaktor für die Lieferkette sein wird“, so das Fazit des Arbeitspapiers der deutschen Projektgruppe. Die Distanz zu Australien spiele eine untergeordnete Rolle, erläutert der BDI auf Nachfrage. Die Kosten für den Schiffstransport seien moderat, da der Anteil an den Gesamtkosten je nach Transportoption (Ammoniak, Methanol, Flüssigwasserstoff, LOHC) zwischen 5 -11 Prozent betrage.

HySupply - Wasserstofftransport per Schiff

 Für den Wasserstoffexport nach Deutschland kommt nur der Seeweg infrage.

So geht es weiter mit HySupply

Die im Arbeitspapier vorgestellten Ergebnisse bedürfen weiterer Analysen betonen die Autoren. Im weiteren Verlauf der Projektarbeit sollen daher die quantitative Bewertung der verschiedenen Verkehrsoptionen vertieft werden und ein Lieferkettenmodell, das alle relevanten Elemente von der Produktion in Australien bis zur Anwendung in Deutschland umfasst, erstellt werden. Die Bewertung von Finanzierungsmodellen für Wasserstoffimporte und die Analyse des regulatorischen Rahmens für den Seetransport sowie des CO2-Fußabdrucks von erneuerbarem Wasserstoff und PtX-Produkten aus Australien sind weitere Aspekte, die in der Machbarkeitsstudie berücksichtigt werden sollen.

Die nächste Phase von HySupply werde sich zudem darauf konzentrieren, die Bedürfnisse und Interessen relevanter deutscher Stakeholder aus Industrie und Wissenschaft für eine zukünftige Wasserstoffkooperation mit Australien zu identifizieren, heißt es in der Zusammenfassung des Arbeitspapiers. Darauf aufbauend sollen Handlungsoptionen für diese Stakeholder sowie für die Politik identifiziert und in einem Fahrplan skizziert werden.

 

1 Kommentar

  1. Mr Dr Harald Joseph Spatzenegger

    Das klingt real. Die Politik muss aber den Wissenschaftlern frei Bahn geben. Ein demokratisches Grundrecht. Man muss erkennen das man sich beim Stromer einfach berannt hat.( man orientiere sich bei Prof Dr Fritz Indra)
    Ammoniak,Methanoll,Flüssigwasserstoff – „grüner Wasserstoff“. – dieser Weg muss freigemacht werden. Australien ist weit weg – aber logistisch kein Problem

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