Future Fuels machen sogar Oldtimer klimafreundlich

Auf den ersten Blick passen Oldtimer und Klimaschutz nicht zusammen. Aber auch alte Autos können dank alternativer Kraftstoffe wie E-Fuels klimafreundlich fahren. Denn eines der wichtigsten Ziele bei der Entwicklung der klimaschonenden Kraftstoffe ist, dass sie kompatibel zu konventionellem Benzin und Diesel sind und somit in neuen wie in alten Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können.

Klimafreundliche Oldtimer Classic Remise Youtube Thumb

Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach hat es bestätigt: Die Menschen lieben Oldtimer und freuen sich, wenn sie einen auf der Straße sehen – aber können Oldtimer auch klimafreundlich sein? Klar ist, die Energiewende ist beschlossene Sache und die Pläne, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, sind ehrgeizig.

Vielfach gilt das Elektroauto als einzige Option für eine erfolgreiche Energiewende im Verkehrssektor, aber vielen Menschen ist noch unklar, ob ein Elektroauto wirklich umweltfreundlicher ist als eines mit Verbrennungsmotor – jedenfalls wenn man sich den gesamten Lebenszyklus anschaut und auch die Akkuproduktion mit einberechnet. Und selbst wenn bis 2030 deutschlandweit zehn Millionen batterieelektrische Fahrzeuge zugelassen sein sollten, werden dann voraussichtlich noch immer mehr als 35 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotor unterwegs sein. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es daher auch Lösungen für den Bestand. Kein Wunder also, dass eine Alternative zum E-Auto immer stärker in den Fokus rückt: alternative Kraftstoffe wie E-Fuels oder fortschrittliche Biofuels, die mit Hilfe erneuerbarer Energien gewonnen werden und die deshalb CO2-arm sind.

Oldtimer-Fans ist das Klima nicht egal

Die Community der Fans alter Autos ist größer, als man denkt: Bereits 2018 gab es in Deutschland mehr als 850 000 Autos, die älter als 30 Jahre waren, davon über 400 000 mit dem H-Kennzeichen für historische Fahrzeuge. Das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA) sprach sogar 2015 schon von rund 3 Millionen und der Trend zu Young- und Oldtimer scheint ungebrochen, auch bei jüngeren Leuten. Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass rund jedes 100. Auto ein Oldtimer ist. Und warum auch nicht: Bis auf einige Ausnahmen, sind sie im Kauf und Unterhalt günstiger als viele denken und verbinden Fahrspaß mit echter Individualität. Es gibt also viele Gründe, sich mit alten Autos und CO2-armem Fahren zu beschäftigen.

Im Rahmen der „Tour de Futur“ hat Video-Reporter Max echte Oldtimer-Enthusiasten in der Classic Remise in Berlin besucht und mit ihnen darüber gesprochen, ob sie E-Fuels kennen und was sie sich davon für die Zukunft ihrer Leidenschaft versprechen.

„Schluss mit der Anti-Auto Politik“

Roland Kayser ist seit der Eröffnung der Classic Remise mit „Atelier Automobile“ – seiner eigenen Werkstatt für schwedische und französische Oldtimer – dabei. Er ist ein echter „Petrolhead“, war früher Fahrzeugingenieur und unter anderem für Ford in Köln tätig. Synthetische Kraftstoffe kannte er bislang nicht im Detail, hatte aber schon einmal davon gehört. Für die Idee, dass man mit Hilfe der mit erneuerbaren Energien hergestellten alternativen Kraftstoffe in Zukunft vielleicht auch mit einem alten Auto CO2-neutral fahren kann, kann er sich echt begeistern: „Das wäre ja ideal, dann gäbe es ja eigentlich nichts mehr gegen Autos mit Verbrennungsmotor zu sagen.“

Sein Wunsch an Politik und Industrie? „Mein ganz großer Wunsch an die Politik wäre es, endlich aufzuhören, ihre Anti-Autopolitik zu propagieren. Ich habe nichts dagegen, Fahrradfahrer zu fördern – ich fahre ja selber Fahrrad – aber diese Autofeindlichkeit ist so realitätsfern und diskriminiert ja auch die ganze Berufsgruppe. Besser wäre es, endlich nach vorne zu gucken und sich zu fragen, wie kann ich den Verkehr der Zukunft sinnvoll gestalten?“

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Alternative Kraftstoffe bieten selbst Oldtimern eine klimaschonende Perspektive

Was meint Dirk Salomon, der in der Classic Remise alte Autos vermietet, zum Thema neuartige Treibstoffe? In seiner „Oldtimervermietung Classicdepot“ kann sich jeder, der mindestens seit zehn Jahren einen Führerschein hat, ein altes Auto mieten. Alle Fahrzeuge sind echte Schätze aus Baujahren zwischen 1958 und 1980. Schätze, die natürlich noch mit konventionellen Kraftstoffen fahren.

Dirk Salomon hat eine klare Antwort auf die Frage, wie das wäre, wenn er mit neuartigen Treibstoffen klimaneutral weiterhin seine geliebten Oldtimer fahren könnte: „Wenn das wirklich funktionieren sollte, würde das garantieren, dass man mit diesen alten Autos noch viel länger fahren kann als erwartet. Sprich, wenn die Welt voller Elektroautos ist, dass es dann noch eine Daseinsberechtigung für klassische Automobile gäbe.“

Daher ist es wichtig, schon jetzt die Weichen zu stellen und die Menschen zu motivieren, sich mit diesem Thema zu befassen. Dirk Salomon hat auch dazu eine eindeutige Meinung: „Wenn E-Fuels auch nur entfernt die Möglichkeit bieten, dass automobiles Kulturgut damit nachhaltig weiterfahren kann, dann sollte das für jeden Politiker, für jede Firma, für jeden Treibstoff-Dealer ein Grund sein, sich damit zu beschäftigen.“

Aber natürlich sieht er auch Schwierigkeiten auf dem Weg in eine solche automobile Zukunft: „Ich glaube nicht, dass es leicht wird, solch einen Treibstoff so zu vermarkten, dass eine kostengünstige Produktion schnell möglich sein wird. Da müssen erst einmal ganz viele Menschen überzeugt werden. Dennoch: Die Idee finde ich großartig. Ich hoffe, dass das durchsetzbar ist, dass es Menschen gibt, die so neugierig sind und das so pushen, dass der Liter E-Fuel am Ende für alle bezahlbar wird.

Europa könnte bis zu 150 Mio. Tonnen CO2-armer Kraftstoffe pro Jahr herstellen

Das im Sommer vorgelegte Strategiepapier der europäischen Mineralölindustrie „Clean Fuels for All“ zeigt, dass bei einem zeitnah beginnenden Markthochlauf im Jahr 2050 bis zu 150 Millionen Tonnen CO2-armer flüssiger Kraftstoffe in Europa hergestellt werden können. Damit ließen sich jährlich mehr als 400 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Bereits 2035 wäre mit 100 Millionen Tonnen CO2-Reduktion ein Einsparpotenzial erreicht, das vergleichbar mit 50 Mio. E-Autos ist.

Die Umsetzung würde allerdings eine Menge Geld kosten. Die erforderlichen Gesamtinvestitionen werden bis 2050 schätzungsweise bei 400 bis 650 Milliarden Euro liegen. Und die hergestellten Produkte würden nach Einschätzung vieler Studien auch perspektivisch teurer bleiben als die fossilen Kraftstoffe, die sie ersetzen sollen.

Für Investitionen in dieser Größenordnung benötigt die Industrie daher verlässliche politische Rahmenbedingungen die eine gewisse Sicherheit geben, dass diese höheren Kosten am Ende auch beim Verkauf der Produkte erlöst werden können.

Roland Kayser und Dirk Salomon sind nur zwei Beispiele, aber die Gespräche zeigen: In der Oldtimer-affinen, autobegeisterten Szene ist man durchaus offen für Neuerungen und hat genauso ein Interesse daran, das Klima zu schonen und Treibhausgase zu reduzieren wie in anderen Bevölkerungsgruppen. Und erwartet nun von der Politik und Industrie realistische Lösungen für wirkliche Menschen im echten Leben – denn das sind schließlich die zukünftigen Kunden von alternativen Kraftstoffen.

1 Kommentar

  1. Franki

    Es ließt sich so gut und man fragt sich, warum sich die Politik so davor verschließt und es nicht mit voran treib. Als Außenstehender habe ich den Eindruck, wenn es nach den Politikern geht soll niemand davon erfahren.
    Ich würde es sehr begrüßen. Aus meiner Sicht kommen zur Effektivitätsberechnung auch noch die bereits vorhandenen Infrastrukturen (Tankstellennetz) positiv dazu.

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