Die Infrastruktur ist bereits da

Von der Pipeline bis zum Tanklager, von der Tankstelle bis zum Heizöltank: Diese heute bereits bestehende Infrastruktur könnte mit erneuerbaren flüssigen Energieträgern auch im Dienste des Klimaschutzes weiter genutzt werden.

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Raffinerien, Pipelines, Tanklager, Tankwagen und Tankstellen: Die Infrastruktur für flüssige Energien ist in Deutschland über 100 Jahre hinweg gewachsen und hervorragend ausgebaut. Die mit milliardenschweren Investitionen geschaffenen Werte sichern die Versorgung von Verbrauchern und Industrie.

Doch die aktuelle Energiewende-Diskussion stellt flüssige Brennstoffe infrage zugunsten einer weitgehend strombasierten Energieversorgung. Das gilt sowohl für den Gebäudebereich als auch im Verkehrssektor, wo die Politik sich zum Beispiel die Förderung von Elektroautos auf die Fahnen geschrieben hat. Viele Experten kritisieren diese Einseitigkeit und sehen die Versorgungssicherheit – bisher immer ein großes Plus des deutschen Energiesystems – in Gefahr. Denn es ist überhaupt nicht klar, ob künftig erneuerbarer Strom in ausreichender Menge zur Verfügung stehen wird.

Auch nach Effizienzsteigerungen und dem Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung dürfte eine Lücke in der Versorgung bleiben. Zudem stehen die regenerativen Quellen Sonne und Wind nicht kontinuierlich zur Verfügung. Diese Volatilität muss deshalb durch neue Stromspeicher aufgefangen werden. Darüber hinaus sind immense Investitionen in den – derzeit stockenden – Ausbau der Stromnetze erforderlich. Ein breiter Energiemix, der auch erneuerbare flüssige Energieträger mit einschließt, ist daher aus Sicht verschiedener Experten deutlich günstiger als Szenarien, die einseitig auf Elektrifizierung setzen.

„Es ist sinnvoll, die flächendeckende Infrastruktur für Mineralölprodukte zu erhalten, damit sie langfristig auf für Future Fuels zur Verfügung steht.“

Adrian Willig

Geschäftsführer, Institut für Wärme und Oeltechnik e.V.

„Die Infrastruktur für die Produktion, Lagerung und Verteilung von flüssigen Energieträgern sollte zum Vorteil der Klima- und Energiepolitik auch künftig weiter genutzt werden“, erklärt Adrian Willig, Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO). Es sei sinnvoll, die flächendeckende Infrastruktur für Mineralölerzeugnisse zu erhalten, damit sie langfristig auch neuen treibhausgasreduzierten oder sogar treibhausgasneutralen Kraft- und Brennstoffen zur Verfügung steht.

Gesicherte Energieversorgung

Laut eines Gutachtens des Instituts Economic Trends Research (ETR) entspricht die insgesamt in Deutschland von staatlichen Stellen, Unternehmen und Privatleuten gelagerte Menge an Mineralölprodukten und Rohöl schätzungsweise 535 Terawattstunden (TWh). Das ist mehr als der jährliche Stromverbrauch in Deutschland. Daher ist es folgerichtig, die CO2-Reduktion in den Sektoren Mobilität und Wärmeversorgung nicht allein über eine weitere Elektrifizierung, sondern auch mit zunehmend treibhausgasneutralen flüssigen Energieträgern voranzutreiben.

Für solche alternativen Kraft- und Brennstoffe kann die heute vorhandene Infrastruktur – von der Pipeline bis zum Tanklager, von der Tankstelle bis hin zum klassischen Heizöltank im Keller – weiter genutzt werden. Denn die meisten Future Fuels lassen sich bisherigen Energieträgern wie Benzin, Diesel oder Heizöl problemlos beimischen. Und je weiter der Anteil der erneuerbaren Brenn- und Kraftstoffe mit der Zeit steigt, desto stärker sinken die Treibhausgasemissionen beim Fahren, Fliegen und Heizen.

Was sind FutureFuels und wofür brauchen wir sie?

Flüssige Energieträger, die auf Basis von erneuerbarem Strom und einer regenerativen Kohlenstoffquelle gewonnen werden, haben das Zeug zum Klimaschutz beizutragen. Wie das geht, sehen Sie in unserem animierten Video.

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