Diesel aus der Pommesbude

„Pommes essen für den Klimaschutz“ – ob man mit dieser Parole bei Fridays for Future landen kann, ist fraglich. Sicher ist aber, dass sich ein Abfallprodukt der Imbiss-Leckerei, nämlich das gebrauchte Frittierfett hervorragend als Rohstoff für klimaneutrales Dieselsubstitut eignet. Seit einigen Wochen gibt es R33 Blue Diesel, der zu einem Drittel aus biologischen Komponenten besteht, an den ersten regionalen Tankstellen zu kaufen. Dieselfahrer können damit bis zu 20 Prozent Treibhausgasemissionen einsparen.

Foto: Wellnhofer Designs – stock.adobe.com

Diesel mit Bioanteil ist zunächst mal nichts Neues. Denn herkömmlicher Diesel enthält schon seit vielen Jahren bis zu sieben Prozent Fettsäuremethylester – besser bekannt als FAME oder Biodiesel. Neu an R33 Blue Diesel ist aber die Höhe des Anteils an erneuerbaren Komponenten: Der Premium-Kraftstoff besteht nur noch zu 67 Prozent aus fossilem Diesel, der Rest basiert auf regenerativen Quellen. 26 Prozent sind hydriertes Pflanzenöl (HVO).  Es wird aus gebrauchtem Speise- oder Frittierfett hergestellt, das nach der Nutzung normalerweise entsorgt wird. Das Fett wird gefiltert, gereinigt und dann zu Paraffin verarbeitet, das sich sehr gut mit normalem Dieselöl und Biodiesel mischen lässt. Dazu kommen die üblichen sieben Prozent FAME. Die Bezeichnung „R33“ steht also für den regenerativen Anteil von insgesamt 33 Prozent.

Unter anderem Volkswagen und Bosch nutzen R33 Blue Diesel bereits seit längeren in ihren Fuhrparks und haben seit 2018 zusammen bereits mehr als acht Millionen Liter verbraucht. „Wir sind von dem innovativen Kraftstoff restlos überzeugt und freuen uns, dass dieser jetzt an öffentlichen Tankstellen angeboten wird“, sagt Prof. Dr. Thomas Garbe aus der Technischen Entwicklung von Volkswagen. Denn seit Ende 2019 ist der treibhausgasreduzierte Kraftstoff an den ersten Tankstellen des Mineralölhändlers EDi in Baden-Württemberg erhältlich. „Wir haben R33 Blue Diesel in unser Kraftstoff-Portfolio aufgenommen, um unseren Kunden dabei zu helfen, ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern“, sagt Robert Weissert von der Edi Energie Direkt Hohenlohe GmbH.

Auch die Deutsche Bahn erprobt in einem Testzug den Einsatz von R33 Blue Diesel und will nach Abschluss der Testphase einen Einsatz für den Regelbetrieb prüfen. Zwar sind die Fernverkehrsstrecken in Deutschland elektrifiziert, auf vielen Regionalstrecken sind aber nach wie vor Dieselloks im Einsatz, die sich für den Einsatz eignen.

Klimaschutz jetzt und sofort

Der wichtigste Vorteil des neuen Sprits: Im Vergleich zu herkömmlichem Dieselkraftstoff spart R33 Blue Diesel 20 Prozent Treibhausgasemissionen ein und ist damit gut für das Klima. Hinzu kommt, dass er weniger Schadstoffe emittiert. Er erfüllt die Dieselnorm EN 590 und ist für alle Dieselfahrzeuge zugelassen. Auch die vorhandene Tankstellen-Infrastruktur bedarf keiner Anpassung.

Mit der Verwendung von R33 Blue Diesel  haben Firmen mit ihren Kfz-Flotten sowie Privatpersonen die Chance, sofort ihren Kohlendioxidausstoß zu senken und so einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Bleibt zu hoffen, dass das Beispiel von EDi Schule macht und möglichst viele Kunden den klimaschonenden Sprit trotz der etwas höheren Kosten nachfragen.

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Flüssige Energieträger, die auf Basis von erneuerbarem Strom und einer regenerativen Kohlenstoffquelle gewonnen werden, haben das Zeug zum Klimaschutz beizutragen. Wie das geht, sehen Sie in unserem animierten Video.

10 Kommentare

  1. Manfred Hundhausen

    Hier eine zusätzliche wichtige Information:
    Neben R33 gibt es auch schon C.A.R.E. Diesel, der zu 100 regenerativen Anteil enthält.
    1. Dieser Kraftstoff hat die genau dreifache CO2 Ersparnis wie R33!
    2. Der Kraftstoff übererfüllt die Spezifikationen für Diesel bei weitem (CETAN – Zahl =70 (ggü 51 bei normalem erdölbasierten Diesel / Motoren lassen damit RUSSFREI auch ohne Filter!! / biologisch abbaubar / FREI VON PALMÖL / geruchsfrei, da ohne Aromate Anteil / keine Dieselpest / ruhigerer Motorlauf / billiger als herkömmlicher Diesel in Österreich: 1,05€ / immer winterstabil / bei allen Dieselmotoren (z.b. auch in der Landwirtschaft bei extrem teuren Maschinen und auch bei alten Maschinen) sofort einsetzbar. / Infrastruktur zu 100% vorhanden / und und und
    3. Er hat auch Nachteile:
    Verfügbar nur bei einer Tankstelle in Deutschland / keine Zulassung in der 10. BImschV, und vehement von der Regierung verboten / nahezu unbekannt in Deutschland

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  2. Markus Winkler

    Lieber Herr Hundhausen,

    Care-Diesel oder HVO hat zwar viele Vorteile und sicherlich ein Teil einer Gesamtlösung, aber von einer allgemeine Freigabe für Dieselmotoren zu sprechen, halte ich für gewagt.

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    • Jürgen Lembeck

      Ich fahre einen VW T4 Bj. 2003 TDI, mit Partikelfilter
      Der Bulli fährt jetzt 12 Monate mit XTL von EDI aus NSU kein Geruch, und deutlich bessere Leistung und ruhiger Lauf.
      Meine Testphase ist vorbei
      Beim Service ist Sofort Aufgefallen die AGR ist Sauber geblieben Damit auch die Umwelt👍

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    • Dr. U. Dauenhauer

      Warum?? E hat auch massive Probleme, in der Herstellung und Entsorgung, geschweige wenn es brennt.

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  3. Michael

    Hallo Herr Markus Winkler, ich kann Ihnen leider nicht folgen, was wollen Sie mit Ihrem Kommentar sagen? Die Vorteile von HVO(C.A.R.E. Diesel) liegen auf der Hand, größten Co2 Reduktion sEffekt, würden sie beim Einsatz in den Bestandsfahrzeugen entfalten, an dieser Stelle ist Deutschland sehr rückständig. Schweden, Österreich und sogar die Niederlande haben durch staatliche Subvention C.A.R.E. Diesel bereits flächendeckende verfügbar, der niedrige Preis (bzw. der hohe für fossilen Diesel) macht den Rest. Die Frage nach der Freigabe stellt sich an der Stelle nicht, es geht um die Zukunft unseres Planeten, oder wollen sie in 20 Jahren Ihren Kindern erklären, das es an der Freigabe gescheitert ist und sie deshalb weiterhin fossile Kraftstoffe verbrannt haben?

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  4. Peter Müller

    Hallo
    Mich würde interessieren welche 12t LKW mit HVO fahren können bzw. ab welches Baujahr
    Trotz Nachfrage bei Vermietungen konnte es mir keiner sagen oder keiner wusste was HVO bedeutet

    MfG
    Peter Müller

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    • Moritz Bleeker (IWO-Referent alternative Kraft- und Brennstoffe)

      Guten Tag Herr Müller,

      vielen Dank für Ihren Kommentar!

      Leider ist die Informationslage bzgl. paraffinischer Kraftstoffe auch im Nutzfahrzeugbereich momentan eher als dürftig zu betrachten. Wenn Sie sich an Hersteller und Flottenbetreiber wenden, sollten Sie nach einer Freigabe für Kraftstoffe nach DIN EN 15940 fragen, welche den Betrieb mit rein paraffinischen Kraftstoffen erlaubt.

      Der im Artikel beschriebene Kraftstoff mit einem Anteil von 33% erneuerbaren Komponenten erfüllt hingegen die DIN EN 590 und ist somit für alle im Betrieb befindlichen PKW und LKW mit Dieselmotor problemlos nutzbar.

      Eine Übersicht zu aktuell bereits bestehenden Freigaben für Fahrzeuge bzw. Motoren nach DIN EN 15940 finden Sie darüber hinaus beispielsweise unter folgendem Link: https://toolfuel.eu/freigaben-fuer-care-diesel/

      Viele Grüße
      Moritz Bleeker

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  5. Sascha

    Was bitte ist an Frittenöl regenerativ??? Hier mit regenerativen Energieen zu argumentieren ist m.M. nach irreführend und falsch. Was passiert den ansonsten mit dem fett? Es wird entsorgt,d.h. vermutlich verbrannt und verstromt… Ist der Wegfall des dadurch erzeugten Stroms in den 20% CO2 Reduktion eingerechnet? Ich vermute nein.

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  6. Ovidiu Ortan

    Hallo,

    mich würde interessieren was der HFRR-Wert vom CARE Diesel ist?. Ich habe die Möglichkeit in meiner Nähe CARE Diesel zu tanken.

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