Power-to-X: Große Chancen für Handel und Klima

Ein Vorteil von E-Fuels & Co. liegt darin, dass sie in Regionen produziert werden können, wo die Herstellungskosten besonders niedrig sind. Aus diesen Ländern würde dann der Export erfolgen. Doch welche ökonomischen Folgen ergeben sich aus einem wachsenden Weltmarkt für erneuerbare Kraft- und Brennstoffe?

Im Rahmen der Studie „Synthetische Energieträger – Perspektiven für die deutsche Wirtschaft und den internationalen Handel“ sind Frontier Economics und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln dieser Frage nachgegangen. Es zeigt sich: Die neuen Energieträger könnten eine globale Win-win-Situation schaffen.

Foto: Frank Fennema – stock.adobe.com

Klimaschutz ist eine weltweite Herausforderung – und auch die Herstellung erneuerbarer Kraft- und Brennstoffe sollte global gedacht werden. Das ergibt sich bereits aus den unterschiedlichen Voraussetzungen für die Produktion. In Regionen mit viel Sonnenschein beziehungsweise stetigen Winden lassen sich zum Beispiel strombasierte erneuerbare Kraft- und Brennstoffe zumeist besonders günstig herstellen.

Importe erneuerbarer Energien aus Ländern, die diese Voraussetzungen bieten, könnten daher – neben Effizienzsteigerungen und dem Ausbau der inländischen Ökostrom-Erzeugung – zu einem wichtigen Standbein für eine zukünftige bezahlbare Energieversorgung in Deutschland werden.

„Die PtX-Produktion würde überwiegend in Ländern stattfinden, die im Hinblick auf Wind- und Solarstromproduktion bessere Bedingungen als Deutschland bieten.“

Dr. Jens Perner

Associate Director, Frontier Economics

 „Eine autarke Energieversorgung Deutschlands ist unrealistisch“

Um die klimapolitischen Ziele für 2050 erreichen zu können, müssen Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas zunehmend treibhausgasneutral werden. Möglich wäre das durch die Herstellung und den Import erneuerbarer Kraft- und Brennstoffe. „Eine autarke Energieversorgung Deutschlands ist auch nach der Energiewende unrealistisch – das ergibt sich schon allein aus der faktisch begrenzten Standortverfügbarkeit für Anlagen zur erneuerbaren Stromerzeugung“, erklärt dazu Dr. Jens Perner, Associate Director bei Frontier Economics und einer der Autoren der Studie.

Zur Herstellung zunehmend treibhausgasneutraler Brenn- und Kraftstoffe können verschiedene Pfade genutzt werden. Derzeit sind biomassebasierte Produkte auf dem Markt erhältlich, die bereits heute Treibhausgasminderungen aufweisen. Durch den Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff können Raffinerieprodukte mit weniger Treibhausgasemissionen produziert, aber auch biomassebasierte Produkte hydriert werden.

Der Bedarf an erneuerbaren Kraft- und Brennstoffen wird weltweit allerdings derart groß sein, dass zukünftig auch synthetische Brenn- und Kraftstoffe aus regenerativ erzeugtem Wasserstoff und CO2 als Kohlenstoffquelle, auch Power-to-X (PtX) oder E-Fuels genannt, benötigt werden.

Großer Bedarf an industriellen Anlagen

Allein die weltweite Nachfrage nach PtX kann gemäß des in der Studie untersuchten Referenz-Szenarios bis zum Jahr 2050 Größenordnungen von 20.000 Terrawattstunden oder mehr erreichen – das entspräche ungefähr der Hälfte der heutigen weltweiten Nachfrage nach Rohöl. Daraus ergibt sich ein großer Bedarf an industriellen Anlagen. Dazu würden zum Beispiel Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung gehören.

„Die PtX-Produktion würde überwiegend in Ländern stattfinden, die im Hinblick auf Wind- und Solarstromproduktion bessere Bedingungen als Deutschland bieten“, sagt Perner. „Dennoch wirkt sie sich auch auf die heimische Wirtschaft positiv aus, da diese bei wichtigen Schlüsseltechnologien bereits heute führend ist.“

Mögliche Beschäftigungseffekte in Deutschland durch den Export von Anlagen zur PtX-Produktion bis 2050

Grafik: IWO

Bis zu 470.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland

Für Deutschland ergeben sich so laut Studie zusätzliche Wertschöpfungseffekte in Höhe von jährlich insgesamt rund 36,4 Milliarden Euro bis 2050. Im selben Zeitraum würden hierzulande insgesamt bis zu 470.000 neue Arbeitsplätze insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau geschaffen. Ein wichtiger Beschäftigungseffekt, gerade im Hinblick darauf, dass im Zuge der Energiewende in Deutschland anderswo Arbeitsplätze wegfallen könnten.

„Durch den Aufbau neuer Industrien bieten sich aber auch für PtX-Erzeugerländer große Chancen. Gerade für entwicklungsbedürftige Regionen, aber auch für Schwellenländer, könnten sich dadurch neue Entwicklungsperspektiven ergeben“, so Perner. Zudem verschaffe der Export erneuerbarer Kraft- und Brennstoffe auch jenen Ländern eine zusätzliche Perspektive, die gegenwärtig vor allem fossiles Öl und Gas ausführen.

Erneuerbare Kraft- und Brennstoffe sind ein wirksamer Lösungsbeitrag für den globalen Klimaschutz. Um deren ökonomische und ökologische Vorteile nutzen zu können, sind jedoch erhebliche Investitionen nötig. Damit die sich für Investoren lohnen, sind langfristig verlässliche Rahmenbedingungen unerlässlich. In Auftrag gegeben wurde die Studie „Synthetische Energieträger – Perspektiven für die deutsche Wirtschaft und den internationalen Handel“ vom Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO), MEW Mittelständische Energiewirtschaft Deutschland sowie UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen.

#eFuels - Brennstoff der Zukunft

Future Fuels, also Brennstoffe, die auf Basis erneuerbarer Energien synthetisch erzeugt werden, spielen aus Sicht vieler Experten eine wesentliche Rolle für die Energieversorgung der Zukunft. Sehen Sie in unserer Multimedia-Reportage (Pageflow), wie E-Fuels & Co. hergestellt werden können und wie der Stand der Forschung ist.