Wie erreicht Deutschland seine Klimaziele?

Bis zum 2050 sollen die Treibhausgasemissionen in Deutschland um bis zu 95 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden: eine gewaltige Herausforderung. Wie sie bewältigt werden kann, ist nicht nur politisch umstritten: Schließlich könnten künftige Klimaschutzmaßnahmen unseren Alltag deutlich verändern. Umso wichtiger sind Beiträge zur Versachlichung der Debatte. Deshalb hat die die Deutsche Energie-Agentur (dena) im Juni 2018 die Leitstudie „Integrierte Energiewende“ veröffentlicht. Sie zeigt: Nicht nur die Produktion und Anwendung von Öko-Strom sind wichtig. Auch der Einsatz regenerativer Kraft- und Brennstoffe bringt den Klimaschutz voran – und spart zudem Kosten ein.

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Was für einen Weg sollte die Klimaschutzpolitik hierzulande einschlagen? Welche Maßnahmen versprechen am ehesten Erfolg? Die dena hat im Rahmen der Untersuchung zusammen mit ihren Studienpartnern unter anderem vier praxisnahe Szenarien erarbeitet, mit denen bis 2050 Reduktionsziele von entweder 80 oder 95 Prozent erreicht werden.

Zwei Elektrifizierungsszenarien gehen davon aus, dass der Verbrauch in den Sektoren Gebäude, Industrie und Verkehr weitestgehend mit Strom gedeckt wird – etwa durch den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen, strombasierten Produktionsanlagen und Elektroantrieben. Zwei Technologiemixszenarien basieren dagegen darauf, dass ein breiteres Spektrum an Technologien und Energieträgern zum Einsatz kommt, darunter mehr gasförmige und flüssige Kraft- und Brennstoffe, die mithilfe von erneuerbaren Energien synthetisch erzeugt werden. Hinzu kommt ein Referenzszenario, das die aktuellen Rahmenbedingungen ambitioniert fortschreibt. Letzteres wird den Klimaschutzzielen jedoch nicht gerecht: Es reduziert die Emissionen nur um 62 Prozent.

Technologiemix macht Klimaschutz robuster und günstiger

Der Vergleich der Szenarien zeigt: Die Varianten, die einen Technologiemix vorsehen, erweisen sich als robuster, weil sie stärker auf bestehende Infrastrukturen aufbauen und auf mehr gesellschaftliche Akzeptanz stoßen. Sie sind flexibler und können zudem neue Technologieentwicklungen besser integrieren.

In den Elektrifizierungsszenarien sind dagegen mehr Flächen für den Ausbau von Wind- und Solaranlagen und ein stärkerer Ausbau des Stromnetzes notwendig. Der Gebäudebestand muss zudem stärker energetisch saniert werden, um mehr Wärmepumpen effizient nutzen zu können. Das bleibt nicht ohne Folgen.

Insgesamt, so die dena-Leitstudie, sind die Transformationspfade mit einem breiten Technologie- und Energieträgermix bis 2050 unter den getroffenen Annahmen um bis zu 600 Milliarden Euro kostengünstiger als solche, die verstärkt auf strombasierte Anwendungen setzen.

Erneuerbare Kraft- und Brennstoffe sind ein entscheidender Faktor

Die dena Studie identifiziert drei Grundvoraussetzung zum Erreichen der Klimaziele: 1. Eine Senkung des Endenergieverbrauchs durch umfassende Energieeffizienzanstrengungen in allen Sektoren, 2. der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere die direkte Nutzung von „grünem Strom“ und 3. der Einsatz synthetischer erneuerbarer Energieträger, die Deutschland zum Großteil importiert. Diese könnten demnach im Jahr 2050 zwischen 150 und 900 Terawattstunden jährlich in allen Anwendungsbereichen abdecken, wo eine Umstellung auf erneuerbaren Strom nicht sinnvoll oder technisch möglich ist. Zugleich würden diese erneuerbaren Kraft- und Brennstoffe Lücken schließen, die perspektivisch durch Umsetzungshemmnisse entstehen können – zum Beispiel hinsichtlich der Akzeptanz für neue Windenergieanlagen.

Hier geht es zur kompletten dena-Leitstudie

#eFuels - Brennstoff der Zukunft

Future Fuels, also Brennstoffe, die auf Basis erneuerbarer Energien synthetisch erzeugt werden, spielen aus Sicht vieler Experten eine wesentliche Rolle für die Energieversorgung der Zukunft. Sehen Sie in unserer Multimedia-Reportage (Pageflow), wie E-Fuels & Co. hergestellt werden können und wie der Stand der Forschung ist.

1 Kommentar

  1. Holger Kleim, Dipl. - Ing. für Verfahrenstechnik, TU Dresden (1968)

    Seit mittlerweile über 4 Jahren beschäftige ich mich privat mit dem Thema technischer Konzepte zur Abwendung der menschgemachten zunehmenden CO2-Belastung in der Atmosphäre.

    Meine feste Überzeugung für die Sicherung der absolut schadstofffreien Energieversorgung der Zukunft in den Kategorien
    – unbegrenzte Bereitstellung
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    – viele weitere gewinnbringende Aspektep

    liegt in der möglichen Erzeugung von LH2 direkt auf dem Meer.
    Kostenlos bereitstehende Windenergie in hoher Ergiebigkeit sowie Meerwasser in unbegrenzter Menge erlauben eine Top-Energie-Erzeugung.
    Schwimmende Off-shore-Systeme, die zu großen Windparks konzentriert werden, dienen als aurarke ortsveränderliche Betriebsstätten zur Erzeugung von Flüssig-Wasserstoff.
    Glas als wesentlicher Werkstoff für das Equipment gewährleistet vorteilhafte Synergien bzgl. Umwelt-Ansprüche und effizienter Transport-Technologien bis hin in den eigenen Fahrzeug-Tank.

    Ich möchte an dieser Stelle gern den Blick in den link
    https://sites.google.com/view/fluessig-h2
    empfehlen. Hier ist eine zusammenfassende Darstellung dieses Konzeptes vorgestellt. Viele Überlegungen und Fleiß wollen einen Beitrag zur ‚Rettung unserer wunderbaren Welt‘ darbringen.

    Ich finde, keine Idee ist es wert, in dieser großen Problematik nicht beachtet zu werden!!

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